Das Helfersyndrom – „Egoismus pur“ oder die „Wenn…dann…-Liebe“?

Kürzlich meinte meine Freundin zu mir, das Helfersyndrom sei ja wohl „Egoismus in Reinform“. Hmmmm, ein Thema über das es sich lohnt, nachzudenken. Zuerst einmal möchte ich definieren, was ich persönlich mit „Helfersyndrom“ meine. Sicherlich gibt es da eine wissenschaftliche Definition oder so. Damit kenne ich mich aber nicht so gut aus.

Wenn man anderen Menschen hilft, ist das etwas ganz Tolles, Wundervolles. Natürlich erhalten die Menschen, die anderen viel helfen, auch viel Aufmerksamkeit dadurch. Dürfen sie ja! Und wir alle helfen ja mal und freuen uns auch über die Anerkennung oder ein Danke. Das ist ja ganz normal.

Der innere Trieb.

Es gibt jedoch Menschen, die über die Maßen „gerne“ helfen. Diejenigen, die einfach auffallend viel für andere tun, andere unterstützen, oft auch ungefragt…. „Nett!“ ist meist die erste Reaktion. Wenn man manchen dieser Menschen dann etwas näher kommt, erkennt man jedoch, dass dies auch wie ein ungesteuerter, innerer Antrieb bei ihnen sein kann. Ich finde, es wirkt dann fast schon unnatürlich, wie ein Zwang. Aber vielleicht nehme nur ich es so war. Ich helfe auch gerne, aber nicht allen und jedem. Und wenn ich es tue, dann fast immer von Herzen gerne. Ich hoffe, ich tue es in gesundem Maße.

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Susanne Vollgold ist NewSpirit-CoachTrance Healing Therapeutin und Channeling Medium. Mit ihrer Arbeit begleitet sie Menschen auf ihrem Weg bei Krankheiten, Ängsten, Blockaden, Traumata und Aufarbeitung von Vergangenheit oder Gegenwart. Wer Unterstützung möchte, emailt an susanne@herzvollgold.de

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Doch zurück zu den Helfern. Also, ich kenne ein paar Leute, bei denen ich ein Helfersyndrom „diagnostizieren“ würde 🙂 . Was bei allen gleich ist, ist dass sie über die Maßen den Menschen bereit sind zu helfen, alles Erdenkliche tun, was (aus ihrer Sichtweise) gut ist für den Hilfe-Empfänger. Was sich auch bei allen gleicht ist, dass sie alle enttäuscht sind, wenn sie das Gefühl haben, dass die angebotene Hilfe nicht ausreichend gewürdigt wird. Für mich ist dies ein Zeichen, dass eine große Erwartung (bewusst oder unbewusst) hinter dem Hilfe-Dienst steht. Das heisst, sie unterstützen nicht wirklich bedingungslos aus dem Herzen, sondern weil sie eine Absicht dahinter haben. Wie gesagt, das muss nicht bewusst passieren. Ein Großteil unserer täglichen Taten, Worte, Gedanken geschieht unbewusst.

Wieso müssen sie helfen?

Was erwarten sie denn von ihrer Hilfe? Was steckt dahinter? Möchten sie Pluspunkte sammeln? Möchten sie Aufmerksamkeit? Anerkennung? Das Gefühl des Gebraucht-Werdens? Liebe?

Meiner Meinung nach steckt bei vielen Menschen, die ein sogenanntes Helfersyndrom haben, ein Minderwert dahinter. Sie möchten gesehen, bewundert, anerkannt und geliebt werden, weil sie sooooo toll, hilfsbereit, nett, sympathisch und zuvorkommend sind. Manchmal haben sie selbst als Kind oder in ihrem Elternhaus nicht genug davon erhalten, so dass sie jetzt über die Norm hinaus bereit sind, zu geben, in dem tiefen Wunsch, selbst irgendwann etwas davon zu erhalten. Doch nicht immer wird dieser erfüllt.

Vielleicht haben sie von zuhause aus genug Liebe und Anerkennung erhalten, aber trotzdem gelernt oder es für sich selbst so verknüpft, dass man nur geliebt wird, wenn man Bedingungen erfüllt – zum Beispiel gibt. Das ist dann keine bedingungslose Liebe, sondern eine an Bedingungen gebundene.

Die „Wenn… , dann…“-Liebe:

Wenn ich koche, dann werde ich geliebt.

Wenn meine Wohnung aufgeräumt ist, werde ich geliebt.

Wenn ich viel Geld verdiene, werde ich geliebt.

Wenn ich erfolgreich bin, werde ich geliebt.

Wenn ich dies oder das mache, werde ich geliebt. und so weiter…

Kurzer Einwand: Bedingungslose Liebe ist eine Liebe, die nicht an Bedingungen geknüpft ist. So wie eine Mutter ihr Kind liebt (sofern sie aus ihrem System heraus fähig ist, wahre Liebe zu empfinden und zu geben). Das bedeutet, ganz egal, was du anhast, tust, denkst, bist – du wirst geliebt. Ohne, dass Bedingungen dazu gestellt werden.

Der eigene Nutzen.

Und manchmal belegen diese Helfer auch einfach diese Rolle, damit sie für sich selbst einen Nutzen erleben. Sie werden (endlich) gebraucht – auch dies ist ja ein wunderschönes Gefühl. Wenn ich unabdingbar bin… Vielleicht planen auch manche, dass sie Abhängigkeiten schaffen und sich damit unersetzbar machen. So haben sie eine wichtige Rolle inne. Wie schon gesagt, meist passiert das alles unbewusst.

Jemand mit Helfersyndrom versucht also, für sich selbst einen Mangel durch seine Taten zu füllen. Das bedeutet, dass erstens das Helfen gar nicht wirklich im Vordergrund (das wäre ja erst mal egal, denn Helfen ist ja trotzdem toll) und zweitens, dass da schon ein gewisser Egoismus dahinter steckt, denn der Zuhelfende wird instrumentalisiert – für den eigenen Nutzen. Die Erwartungen sind hoch an die Tat selbst. Es wird quasi auf eine Art imaginäres Konto eingezahlt. Und wehe, die Dienstleistung wird nicht gewürdigt…

Hilfe, die nicht wertgeschätzt wird.

Ich habe das selbst schon erlebt, dass mir jemand mit Helfersyndrom etwas „geholfen“ hat, wonach ich jedoch gar nicht gefragt hatte. Er hat sich regelrecht aufgedrängt. Als ich die vollbrachte Unterstützung dann nicht so würdigte, wie derjenige sich das ausgemalt hatte, fiel ich in Ungnade und wurde als undankbar betitelt. „Äh…? Aber ich wollte das doch eigentlich gar nicht…?!“ Ich glaube, das passiert Menschen mit Helfersyndrom immer wieder, dass andere – in ihren Augen – plötzlich nicht wertschätzend sind in Bezug auf die vielen, geleisteten Taten. Aber das können sie auch gar nicht, denn oftmals war es ja gar nicht wirklich ihr Wunsch – sondern der Wunsch des Helfers!

Die Folge: Die Enttäuschung auf beiden Seiten ist dabei vorprogrammiert!

Ein großes Problem für den Menschen mit Helfersyndrom ist, dass er sich permanent bemüht, einen inneren Mangel zu füllen. Dies kann soweit führen, dass er sich ausgelaugt fühlt, werden die Erwartungen nicht befriedigt. Auch kann die Erfüllung des inneren Wunsches gar nicht immer eintreten. Denn die Erwartungen sind vielleicht viel zu hoch. Manchmal geben sich die Menschen vor lauter Sucht nach Anerkennung in ihren Hilfediensten auch total selbst auf. Das kann nicht Sinn der Sache sein. Burnout wegen Helfersyndrom? Nee, das ist nicht gut!

Übrigens habe ich gestern von Dr. Rüdiger Dahlke gelernt, dass ein Burnout nicht von zuviel Arbeit an sich komme. Sondern davon, wenn die viele Arbeit keinen Sinn für einen selbst mehr mache. Wenn man darin, was man tut, keinen Sinn mehr sehe. Solange man brenne für sie, könne man noch viel mehr arbeiten, ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen. Das klingt logisch, oder?!!

Ist das Helfersyndrom nun Egoismus?

Jein, würde ich sagen, da es bei vielen Menschen wirklich unbewusst abläuft und einige Ebenen dahinter stehen, die auf einen gar nicht egoistischen Menschen hindeuten. Schließlich ist er ja trotzdem bereit, sehr viel zu geben, dafür, dass er befriedigt wird. Und geliebt werden wollen wir schließlich alle. Oder was meinst du dazu? Ich freue mich, wenn du mir deine Meinung in den Kommentaren unten mitteilst!

Reflektiere mal selbst:

Wenn du jetzt das Gefühl hast, dass die Beschreibung des Helfersyndroms auf dich passen könnte, möchte ich dir sagen, dass du wundervoll bist, wie du bist! Denn zu helfen ist wirklich etwas Supertolles. Ganz egal aus welcher Intension es passiert. Immer wieder wird mir durch die Geistige Welt durchgesagt, dass wir mehr für unsere Mitmenschen tun sollen, dass wir mehr Güte und Liebe walten lassen und uns gegenseitig mehr die Hände reichen sollten.

Was du jedoch tun könntest ist, in dein Inneres zu lauschen und dir zu überlegen, wieso du gerne so viel hilfst. Denn vielleicht gibt es ja noch einige ungelöste Muster oder Blockaden, die du aufdecken kannst, um so zu mehr Selbstwertgefühl und einem stabileren Selbstbewusstsein zu kommen. Reflektiere einmal, was bei dir dahinter stecken könnte. Und sei dir dessen bewusst, dass du nichts tun brauchst, um eine Existenzberechtigung zu haben. Du bist super, wie du bist. Du darfst auch mal nein sagen. Vielleicht geht es bei dir auch darum, dass du lernst, gesunde Grenzen zu setzen, ganz ohne Angst vor Liebesentzug als Folge.

Wenn du dir suggeriert wird, dass du aufgrund von Veränderungen nicht mehr geliebt wirst, überdenke deinen Gegenüber, nicht dich selbst.

Arbeite an deinem Selbstwert und du wirst nach einiger Zeit bemerken, dass du innerlich wachsen wirst. Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Kraft für deine Entwicklung!

❤︎love&light☀︎

Photo credit: Tambako the Jaguar via Visualhunt.com / CC BY-ND